Mund-Maske 120 Jahre Bayern

Bayreuther Firma arbeitet für den Fußball-Rekordmeister Zehntausende Fanschals um

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Dietmar Hemm und sein Sohn Timo leiten das Bayreuther Unternehmen BaKon, das Berufsmode herstellt. Auch ihnen brachen die Aufträge wegen Corona weg, doch mit der Umstellung ihrer Produktion auf Mund-Nase-Masken aus Stoff hielten sie die Auswirkungen in Grenzen. „Das hat uns das Leben gerettet“, sagen die beiden. Und dann kam ein Mega-Auftrag – für den FC Bayern München und für einen guten Zweck.

„Man muss auch mal Glück haben“, sagt Dietmar Hemm. Bei BaKon sah das Glück so aus, dass jemand jemanden kennt, der jemanden kennt … Und das kam so: Der FC Bayern hatte zum 120-jährigen Vereinsbestehen Schals herstellen lassen, die beim Achtelfinal-Rückspiel in der Fußball-Champions-League gegen den FC Chelsea an die Fans in der Münchner Arena verteilt werden sollten. Doch das Spiel fiel wegen Corona aus. Und sollte es nachgeholt werden, dann wohl als Geisterspiel ohne Fans.

Was also tun mit den zigtausend Schals? Eine Firma suchen, die aus dem Stoff Gesichtsmasken schneidern kann. Damit beauftragt wurde ein Partner von Bayern-Ausrüster Adidas, bei dem wiederum jemand arbeitet, der Timo Hemm kennt und dessen Facebook-Post gelesen hatte, dass BaKon jetzt solche Masken herstellt.

Womit der Kontakt geknüpft war. 50 000 Masken sollten es werden, hieß es zuerst – am Ende waren es fünfmal so viele. Doch der Reihe nach. Denn bis dahin waren jede Menge Anforderungen zu erfüllen. „Eine Herausforderung für eine so kleine Firma wie uns“, sagt Dietmar Hemm. Weil mehrere Muster nach München geschickt werden mussten, ehe der Bayern-Vorstand grünes Licht gab. Und weil die Masken dann nach dem Öko-Tex-Standard 100 zertifiziert werden mussten, um die nötigen Qualitäts- und Öko-Anforderungen zu erfüllen.

Schließlich wurden große Mengen der Schals in Bayreuth angeliefert und zu Masken verarbeitet. Jede ein Unikat, weil der Stoff ja aus den laufenden Schals ausgestanzt wurde. Es gibt also welche mit Bayern-Emblem, aber auch solche, auf denen nur ein großer Buchstabe zu sehen ist. Aber: Die Bayern-Farben Rot und Weiß haben sie alle, wie bei den Bayern-Geisterspielen zu sehen war und ist. Ersatzspieler und Betreuer benutzen sie bereits.

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Der Verkauf wird über den Bayern-Fanshop organisiert, der Erlös kommt der Initiative „WeKickCorona“ der beiden Bayern-Stars Joshua Kimmich und Leon Goretzka zugute, die damit wiederum soziale und karitative Einrichtungen aus allen gesellschaftlichen Bereichen unterstützen und schon mehrere Millionen Euro eingesammelt haben. „Die Masken sind in der Tat optisch sehr cool. Und da hinter der ganzen Aktion mit den umgenähten Fanschals auch noch ein Umweltgedanke steht, ist die Geschichte nun noch runder“, werden die Profis auf der Bayern-Homepage zitiert.

Doch der Erfolg der Masken hat wohl alle überrascht. Denn in nur wenigen Stunden waren die ersten 50 000 mehr oder weniger ausverkauft – und der FC Bayern bestellte bei BaKon 200 000 Stück nach. Beim besten Willen zu viel für das runde Dutzend Stamm-Näherinnen, zu denen in Windeseile weitere Kräfte hinzugebucht wurden. Dennoch: Mehr als 150 000 Masken konnte BaKon in dem engen vorgegebenen Zeitfenster nicht schaffen, so dass für den Rest die Bekleidungsmanufaktur Michel in Königsberg bei Haßfurt ins Boot geholt wurde, die ebenfalls bereits früh in der Corona-Krise auf Maskenproduktion umgestellt hatte.

Mittlerweile ist der Auftrag nahezu abgearbeitet. Insgesamt wurden rund 30 000 Schals verarbeitet. Viele Mitarbeiterinnen bauen jetzt ihre Überstunden ab, waren oder sind im Urlaub. Aber dann, so die beiden Chefs, sollte auch das Kerngeschäft mit der Berufskleidung für Bäckereien, Metzgereien oder die Gastronomie, für Handwerk, Gärtnereien und Einzelhandel oder Arztpraxen wieder anlaufen. Denn die Nachfrage nach Masken nimmt deutlich ab, seit zunehmend auch wieder Billigstartikel aus Asien zu bekommen sind, sagt Dietmar Hemm. Ansonsten könne es sein, dass auch Bakon doch noch Kurzarbeit anmelden muss. „Allerdings“, betonen die Chefs: „Wir wollen nicht jammern. Wir müssen uns halt wieder etwas einfallen lassen.“ Und vielleicht erneut ein bisschen Glück haben.

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